Hannah Kendall erhält Hindemith-Preis 2022
"Ihre Musik liegt jenseits der Grenzen von Komposition. Ihre Arbeit baut Brücken zwischen verschiedenen musikalischen Kulturen, ehrt und hinterfragt kontemporäre Tradition und erzählt gleichzeitig neue Geschichten durch diese." Mit diesen Worten wird das Schaffen Hannah Kendalls auf ihrer Website beschrieben. Die 38-jährige Britin zeichnet sich durch ihre Musik aus, die geographisch und kulturell Entferntes verbindet.
Für ihre kreativen und vielseitigen Kompositionen erhielt Hannah Kendall den diesjährigen Hindemith Preis. Gemeinsam mit den Ländern Schleswig-Holstein und Hamburg sowie der Hindemith Stiftung, der Rudolf und Erika Koch Stiftung, der Walther und Käthe Busche Stiftung und der Gerhard Trede Stiftung vergibt das SHMF jährlich die Auszeichnung, um herausragende kontemporäre Komponist*innen zu fördern.
1984 in London geboren, studierte Kendall später Komposition an der University of Exeter und schloss ihren Masterstudiengang Advanced Composition am Royal College of Music ab. Ihr Orchesterstück „The Spark Catchers“ wurde 2017 in der Royal Albert Hall uraufgeführt. Es folgten u.a. „Verdala“ für die London Sinfonietta, die Kammeroper „The Knife of Dawn“ sowie zahlreiche Projekte in Zusammenarbeit mit anderen Kunstschaffenden. Mit dem Preisgeld von 20.000 Euro will sich Kendall weiteren vielseitigen Werken widmen, die Brücken zwischen Kulturen und verschiedenen Bereichen der Kunst bauen.
Laudator für die diesjährige Vergabe des Preises war der Musikwissenschaftler, Journalist und Autor Dr. Harald Kisiedu. Neben seiner Lehre an der Universität Osnabrück beschäftigt sich Kisiedu in seinen Forschungen insbesondere mit Afro-diasporischer klassischer und experimenteller Musik und dem globalen Phänomen Jazz sowie der Präsenz von People of Colour in der musikwissenschaftlichen Szene.
Bei der Verleihung des Preises stellt Kisiedu dar, dass die vorherrschende musikalische Geschichtsschreibung die Beiträge von People of Colour nicht angemessen sichtbar werden lasse. Schwarze Musiker*innen und Interpret*innen seien oftmals unterrepräsentiert. Die Ehrung Hannah Kendalls wächst damit noch über die Auszeichnung höchster Qualität hinaus: Sie würdigt eine hervorragende Musikschaffende und offenbart ein Vorbild für viele weitere Komponistinnen of Colour. Damit wird Kendall selbst zu dem Beispiel, das sie sich als angehende Musikerin wünschte zu sehen.