Jazzorchester: Das ist die neue Doppelleitung!
Der schleswig-holsteinische Jazznachwuchs steht unter neuer Leitung. Nach 30 Jahren übergab Jens 'Doc' Köhler den Staffelstab an zwei Musiker, die selbst einmal in seinen Reihen saßen.
"Das LJJO ist eine sehr bunte Ansammlung von ungeschliffenen Diamanten."
Fynn Großmann und Michel Schröder bilden das neue künstlerische Leitungsduo. Im jährlichen Wechsel werden die Komponisten und Musiker das Programm mit den Nachwuchsmusiker*innen einstudieren. Den Anfang macht in diesem Jahr Michel Schröder.
Der Musiker und Komponist wurde in Hamburg geboren und wuchs in Lübeck auf. Mit sieben Jahren begann er, inspiriert von seinem Vater, Trompete zu spielen. Er nahm mehrfach am Wettbewerb Jugend Musiziert teil und gewann unter anderem den ersten Preis auf Bundesebene. In der Schule spielte er in einer Big Band, bis ihn sein Weg 2010 ins LandesJugendJazzOrchester führte: "Das war mein erster Kontakt mit der professionellen Musikwelt", erzählt Michel. In Hamburg studierte er Jazztrompete und Jazzkomposition und ist seit einigen Jahren als freischaffender Musiker mit zahlreichen eigenen Projekten und Bands sehr erfolgreich. "Ich freue mich, dass ich mit der Leitung des LJJO an meine Anfänge als Berufsmusiker anknüpfen kann. Es ist ein seltsames Gefühl, wenn ich mich an meine erste Arbeitsphase erinnere und daran, wie viel Respekt ich vor Jens hatte. Es ist verwirrend und macht einen stolz und glücklich."
Fynn Großmann, in Berlin geboren und in Flensburg aufgewachsen, übernimmt in diesem Jahr die Satzproben mit den Saxophonspieler*innen des LJJO. Aufgewachsen in einer Musikerfamilie war Musik für Fynn schon immer allgegenwärtig. Er studierte Komposition, Saxophon, Oboe und Kontrabass in Hannover und Hamburg und arbeitete acht Jahre im Polizeiorchester Niedersachsen als Saxophonist, Solist und Arrangeur. Neben seinen Bandprojekten hat Fynn einen Lehrauftrag für Saxophon und Klarinette an der Europa-Universität Flensburg.
Die Wege der beiden Musiker haben sich immer wieder gekreuzt. Nun starten sie Seite an Seite in die gemeinsame Leitung von Schleswig-Holsteins vielversprechendster Big Band.
Wie gut Leitung und Ensemble zusammenpassen, zeigte sich beim ersten Probenwochenende Mitte Februar. "Es macht wahnsinnig viel Spaß. Es erfüllt einen richtig, dass da so viele Leute sind, die Bock auf diese Musik haben", berichtet Michel begeistert, "ich war nach der ersten Probe am Freitag ganz gerührt".
"Das ist wirklich ein ganz, ganz tolles Projekt!"
Auch Fynn schwärmt von der Zusammenarbeit: "Das LJJO ist eine sehr bunte Ansammlung von ungeschliffenen Diamanten. Es ist spannend, dabei zu sein und mitzuerleben, wie die Musiker*innen ihre ersten bestimmten Big-Band-Momente erleben." Das Engagement und die Motivation der jungen Musiker*innen sei besonders bewundernswert. Die Gemeinschaft wachse und die Freude am Spielen sei groß. So lauschten die Teilnehmenden schon im Vorfeld den Arrangements und Kompositionen von Fynn und Michel und stellten interessierte Fragen oder blieben nach der Probe im Raum, um gemeinsam zu jammen. "Dann hat man das Gefühl, die sind endlich frei von Noten und können endlich machen, was sie wollen. Sie haben sehr, sehr viel Lust auf Musik", berichtet Michel.
"Es ist toll zu sehen, wie viele tolle Komponist*innen und Arrangeur*innen aus diesem LJJO rausgekommen sind."
Und das Programm, das das Führungsduo mit dem Jazznachwuchs einstudiert, klingt vielversprechend. Unter dem Titel "Home-grown" studieren die Musiker*innen Stücke, Kompositionen und Arrangements ein, die ausschließlich von Musikschaffenden stammen, die selbst einmal im LJJO mitgespielt haben. "Das ist spannend, weil es eine große stilistische Bandbreite mit sich bringt. Die Leute, die im LJJO gespielt haben, haben danach ihre ganz eigenen Karrieren eingeschlagen und machen jetzt als Berufsmusiker*innen ganz unterschiedliche Musik. Es ist ein buntes Programm. Es ist toll zu sehen, wie viele tolle Komponist*innen und Arrangeur*innen aus diesem LJJO rausgekommen sind". 12 Stücke von 11 verschiedenen Komponist*innen stehen auf dem Programm. Nach Proben im April und Juni steht am 23. Juni 2024 um 15 Uhr das erste Konzert auf der Jungen Bühne der Kieler Woche an. Im Laufe des Jahres sind außerdem Konzerte im Kulturforum Kiel, eine Konzertreise nach Bayern und in die Steiermark, die School-Tour und ein Konzert in Kappeln geplant. Eine Übersicht über die Termine gibt es hier.
Junge Musiker*innen, die Lust haben, nicht nur zuzuhören, sondern auch selbst mitzuspielen, sind zum Mitproben herzlich willkommen! Weitere Informationen gibt es bei Ensembleleiter Martin Doerks unter doerks@landesmusikrat.de oder 0431/ 98658 16.