1. Wahlprüfstein "Musikalische Bildung in Schulen"

Die Situation des Schulfaches Musik ist an allen Schultypen in Schleswig-Holstein kritisch.
Welche Maßnahmen plant Ihre Partei, um einen durchgängigen Musikunterricht zu gewährleisten und insbesondere mehr Musiklehrkräfte auszubilden bzw. zu gewinnen?

Mit dem Lehrkräftebedarfsprognosetool haben wir erstmals eine belastbare Übersicht über die Lehrkräftebedarfe der kommenden Jahre erhalten und ein Konzept zur Lehrkräftegewin-nung geschaffen. Die Lehrkräftegewinnung und die Bindung von Lehrkräften gerade in den Mangelfächern, wie Musik, bleiben eine Aufgabe, der wir mit einer Allianz für Lehrkräftebil-dung und mit modernen und attraktiven Arbeitsbedingungen begegnen wollen. Die Allianz wird umfassende und bundesweit neue Maßnahmen zur Verbesserung der Lehrkräftever-sorgung auf den Weg bringen. Wir werden dazu die Landesmusikakademie zu einem Kompe-tenzzentrum für musikalische Bildung weiterentwickeln, um so in Zusammenarbeit mit der Allianz für Lehrkräftebildung mehr Musiklehrerinnen und -lehrer auszubilden. Außerdem wollen wir Kooperationen und Quer- und Seiteneinstiege vereinfachen und besser möglich machen, z.B. mit Musikern.

In vielen Schulfächern wird viel Unterricht (ganz besonders in Musik) durch Lehrkräfte erteilt, die weder ein Lehramtsstudium und ein reguläres Referendariat durchlaufen haben noch fachdidaktisch ausreichend qualifiziert sind. Dieses Defizit hat sich in den zwei Jahren der Corona-Pandemie noch verstärkt, weil wenige Fächer so sehr auf Präsenzunterricht angewiesen sind wie die kulturellen.

Deshalb muss das Lehramtsstudium attraktiver werden. Pflichtpraktika, die nicht am Studienort absolviert werden können, bedeuten für die Studierenden zusätzlich finanzielle Belastungen, was gerade während der Corona-Pandemie viele Studierende überfordert hat. Wir prüfen deshalb die Möglichkeit für eine finanzielle Vergütung von Praktika im Lehramtsstudium.

Musiklehrkraft kann nur werden, wer sich früh im Leben über die Schule hinaus mit dem Thema beschäftigt. Das ist ein Unterschied zu anderen Fächern. Diese Beschäftigung über die Schule hinaus braucht funktionierende Strukturen, die wir im Land sichern und unterstützen müssen.

Wir haben in mehreren Fächern und Schularten einen Mangel an Lehrkräften, so auch im Fach Musik. Deshalb haben wir bereits einige Maßnahmen auf den Weg gebracht, um mehr Lehrkräfte für dieses Fach zu gewinnen. So ist das Fach Musik als Mangelfach ausgewiesen und ermöglicht den Quer- und Seiteneinstieg. Außerdem ist die Möglichkeit geschaffen worden, auch nicht an Hochschulen ausgebildete Musiker*innen an Schulen zu beschäftigen. Um dem Mangel zu begegnen, haben wir es ermöglicht, dass Lehrkräfte an der Musikhochschule Lübeck das Fach Musik als Doppelfach studieren können, sie also kein zweites Fach studieren müssen. Wir haben die Allianz für Lehrkräftebildung eingerichtet. Ihre Aufgabe ist es, mit den Lehrkräfteausbildenden Hochschulen, der Wissenschaft, dem IQSH, dem SHIBB und weiteren Akteur*innen u.a. Konzepte zur Deckung des Lehrkräftebedarfs zu entwickeln. Von der Allianz erwarten wir auch Impulse für die Gewinnung von mehr Musiklehrkräften.

Alle Bundesländer klagen über einen gravierenden Lehrermangel. Dies gilt im besonderen Maße für Schleswig-Holstein, da wir für fast alle Fächer und Fachrichtungen zusätzlich auf Bewerberinnen und Bewerber aus anderen Bundesländern angewiesen sind. Ein besonders hoher Mangel besteht für die naturwissenschaftlichen Fächer und für die Fächer Musik und Kunst. Mit unserer Lehrkräftebedarfsprognose und der Allianz für Lehrkräftebildung wollen wir in Zukunft zielgerichtet und punktuell dort einen Schwerpunkt bei der Lehrerausbildung legen, wo Fächer als Mangelfächer identifiziert wurden. Wir wollen langfristig dafür sorgen, dass wir konsequent mehr junge Menschen für den Lehrerberuf begeistern und die Aus-, Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte in unserem Bundesland weiter verbessern und auf diese Weise den Mangel an ausgebildeten Musiklehrern zukünftig spürbar senken.

Wir müssen dem Lehrkräftemangel in mehreren Fächern begegnen und brauchen insgesamt mehr Menschen im System. Wir fordern daher eine echte Fachkräfteoffensive, die für bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sorgt. Dafür müssen die Kapazitäten für Lehramtsstudienplätze und Vorbereitungsdienst erhöht werden.
Wir sind aber davon überzeugt, dass die Arbeitssituation an den Schulen sich verbessern muss, damit mehr Menschen als Lehrkräfte arbeiten wollen. Daher wollen wir die Infrastruktur vor Ort über räumliche Veränderungen aufwerten. In unserem Wahlprogramm fordern wir die stärkere Beteiligung des Bundes an Schulbauvorhaben und einen Schulbaufond für innovative Schullandschaften.
Bis dahin wollen wir den durchgängigen Musikunterricht aufrecht erhalten, indem wir eine Art Experimentierklausel im Schulgesetz angehen. Diese könnte für Zusammenlegungen von Kursen und Vernetzungen von Profilangeboten sorgen, um die Profile wieder zu stärken und die Vielfalt der Angebote aufrecht zu erhalten.